Abendländische Religionsgeschichte

(Prof. Dr. Irene Dingel)


Rechtgläubigkeit und Ketzerbekämpfung. Der Umgang mit Heterodoxie im byzantinischen Herrschertum

Die Dissertation wird die Bekämpfung von Häresien unter ausgewählten byzantinischen Herrschern untersuchen und Muster identifizieren, die dem Umgang mit Heterodoxie Vorbildcharakter für spätere orthodoxe Herrschaftsbereiche verliehen. Dazu gehört der Aufbau von orthodoxen Gegenbildern, wie sie in der gesamten Panegyrik der post-byzantinischen orthodoxen Welt unter Rückgriff auf Byzanz vorkommen. Dadurch wurde den zeitgenössischen Herrschern nicht nur Orientierung für gute Regierung, sondern auch eine „Handlungsanleitung“ zur Bekämpfung abtrünniger Elemente geboten: cura religionis. Das Projekt verbindet die theologische Analyse und ihren praktischen Niederschlag in der Herrschaftspraxis unter dem Aspekt der theologisch legitimierten Gewaltanwendung in Glaubenskonflikten.

 

Den Feind „weg-beten“ – Gebet und Krieg in orthodoxer liturgischer Praxis in Kriegszeiten

Die Bitte um göttlichen Beistand gegen die Feinde war in der liturgischen Praxis der orthodoxen Kirchen Gang und Gäbe. Die Studie erkundet, welche Gottesdienste man im Angesicht der heranrückenden Feinde abhielt und wie man sie liturgisch ausgestaltete, z.B. mit welchen Gebeten etc. Dies wird von einer Diskursanalyse begleitet, die danach fragt, welche Narrative, z.B. zur Diskreditierung von Feinden bzw. zur Legitimation der eigenen Position, angewendet wurden. Zu fragen ist auch, wie man Gebete gegen die Feinde auf deren religiöse und konfessionelle Zugehörigkeit bezog.