Alte Geschichte (Prof. Dr. Marietta Horster)

Vorschlag a) Von Soldaten und Söldnern 

Anders als in den griechischen und hellenistischen Kontexten wird in den Narrativen der römischen Kaiserzeit selten zwischen Soldaten als Bürgern und solchen als Söldner angeheuerten Kriegern differenziert, die sich mehr noch durch Motivation als durch ihre Entlohnung voneinander unterschieden. Gute Bürger, schlechte Söldner – das waren keine wirkmächtigen Kategorien für Imperien, deren militärische Macht auf einer Berufsarmee beruhte. Trotz einer gewissen Flexibilisierung waren die dann aufgezwungenen Veränderungen von der großen Strategie bis zum kleinen Soldaten sehr real, aber auch die Darstellung der kämpfenden Truppen in Texten veränderte sich. Welche Leistungen wurden konkret belohnt, welche Merkmale werden je nach Autor, Genre, Zeit und Kontext den Soldaten zugeschrieben?  Mit diesen Fragen eng verbunden ist das Sprechen und die Darstellung von Kampf und Kämpfen als konstitutiver Teil der Männlichkeit, die im Einzelfall mit verschiedenen Modellierungen von Feindbildern, auch solchen von Geschlechtertransgressionen, von Herkunft und religiöser Identität eingebunden sein kann.

 

Vorschlag b) Wiederaufbau und Neuanfang in Italien, 5./6. Jh. n. Chr. 

Seit Ende der 3. Jhs. ist Italien immer wieder Schauplatz von Kriegen. Einige der Berichte und Einzelzeugnisse davon bieten einem Niedergangsnarrativ Nahrung, indem auf Versorgungsprobleme, Rückzug römischer Administration und Sicherung, Fluchtbewegungen und Zerstörungen geschildert werden. Es wird aber auch von Lösungsangeboten und Erfolgen erzählt.

Die Arbeit könnte die sowohl textlichen wie materiell nachweisbaren Maßnahmen und Reaktionen auf solche Krisen für die Zeit des 5./6. Jhs. in Italien aufspüren und hinsichtlich ihrer Wirksamkeit, ihrer Nachhaltigkeit und, im Falle von Texten, auch von deren Absichten und Botschaften bewerten. Ob und wie Zerstörungen, das brachliegendes Land und die desolate landwirtschaftliche Produktion, wie die Aktionen marodierender Truppen und vor allem die sich daran anschließenden Maßnahmen und Folgen dargestellt werden, ob sie überhaupt noch mit den Kriegen und ihren Verursachern ursächlich in Verbindung gebracht werden, ist ein spannendes Thema. Es dürfte einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis der weströmischen Eliten leisten, die neben einem (literarisch fassbaren) Bezugnehmen auf römische Tradition durch Orientierung an Vergangenheit zu Veränderungen bereit sind und Stärke aus der Erneuerung und Neuorientierung nach Kriegen ziehen.