Das Werk des Krieges und der Liebe im byzantinischen Roman
Die Dissertation beschäftigt sich mit zwei byz. Liebesromanen, dem Versroman Rhodanthe und Dosikles (ca. 1135) des bedeutenden Dichters Theodoros Prodromos in antikisierendem Griechisch, und der anonym überlieferten Erzählung von Achilles aus der Mitte des 14. Jhs., die in einem volkssprachlichen Idiom verfasst ist. Beide Texte spielen in einer fiktiven Antike, beinhalten längere Darstellungen von Schlachten und Kämpfen und bringen Krieg und Liebe in einen direkten Zusammenhang. Die geplante Arbeit soll analysieren, wie Krieg und Liebe miteinander sowie mit speziellen Ritualen und dem Kult des Liebesgottes verbunden sind, und wie die Einstellung der “kriegerischen” Männer zur Liebe und der “friedlichen” Frauen zum Krieg konstruiert wird, insbesondere die Furcht vor der Feminisierung des Manns und die Maskulinisierung der Frau in der Liebe, die als Krieg dargestellt wird.
Die gesellschaftlichen Folgen und Auswirkungen von Krieg im byzantinischen Mittelalter
Während Kriege nicht nur in der Forschung, sondern auch in den byzantinischen historischen Schrift- und Bildquellen oftmals mit dem Ende der militärischen Auseinandersetzungen aus dem Blickfeld geraten, sind die mittel- und unmittelbaren Folgen für die betroffenen Gesellschaften in der Regel weniger genau dokumentiert und bedürfen der kombinierten Analyse zahlreicher Quellen. Die Dissertation soll sich diesen sekundären Effekten von Kriegführung und Militär in Byzanz widmen, wie der Verlust von Hab und Gut, körperliche Verletzungen, Gefangenschaft und Sklaverei, aber auch Kontributionen in Form der Einquartierung von Truppen, Frondiensten und Requirierungen. Kriegsfolgen sollen somit als Phänomen betrachtet werden, dessen Auswirkungen sowohl gesamtgesellschaftliche Transformationen wie Zerstörungen, Migration und Ressourcenknappheit mit sich brachten, als auch bestimmte Muster der Wahrnehmung und Repräsentation hervorbrachten, etwa im Bereich der literarischen Darstellungen von Zerstörungen oder in Frömmigkeitspraktiken wie der Verehrung von Schutzikonen.
Byzantinistik (Prof. Dr. Johannes Pahlitzsch) / Christliche Archäologie (Prof. Dr. UteVerstegen):
Die Rolle von Ikonen und Reliquien in der byzantinischen Kriegskultur
Häufig finden sich Bezüge zwischen militärischen Unternehmungen und christlichen Kultgegenständen in historiographischen Quellen und in der panegyrischen Rhetorik der mittelbyzantinischen Zeit. Eine Gesamtschau über die Indienstnahme von Ikonen und Reliquien für die Legimitation von Kriegführung jedoch fehlt (einen Überblick bietet Stephenson. So ist etwa unklar, ob derlei Gegenstände stets auf Feldzüge oder nur zu jenen mit kaiserlicher Beteiligung mitgenommen worden. Interessant erscheint auch die Frage, welche Objekte (Reliquien oder Ikonen) im Zeitverlauf ausgewählt wurden und mit welchen Heiligen diese verbunden waren (Militärheilige, Muttergottes etc.).