Alte Kirchengeschichte

(Prof. Dr. Heike Grieser)


Verbündete Gottheiten. Siege und Niederlagen und ihre Interpretation aus paganer und frühchristlicher Perspektive

Kriegerische Erfolge und Misserfolge antiker und frühmittelalterlicher Herrscher werden sowohl von literarischen als auch materiellen Quellen unterschiedlich gedeutet und propagiert, teilweise aus einem erheblichen zeitlichen Abstand. Diese auf unterschiedlichen Ebenen ausgetragene Auseinandersetzung um die Deutungshoheit des Geschehens kann im christlichen Diskurs durch die Einbettung in ein heilsgeschichtliches Konzept erfolgen, während sich pagane Autoren um die Präsentation anderer Erklärungen bemühen. Im Rahmen der Promotion soll eine die christliche und pagane Perspektive jeweils in Beziehung setzende Längsschnittanalyse erstellt werden. Sie soll über die Ermittlung zeitgenössischer Argumentationsmuster hinaus den durch den wachsenden Zeitabstand veränderten Blick der Autoren auf entscheidende militärische Erfolge und Niederlagen herausarbeiten.

 

Krieg als reine „Männerwelt?“ Zur Rolle der Frau im frühchristlichen Diskurs

Bis zum 20. Jh. wurde die Kriegführung als „Männerwelt“ angesehen, in der Frauen keinen Platz hatten. Seither sind einige Studien entstanden, eine Untersuchung aus christlicher Perspektive stellt jedoch ein Desiderat dar. Der spätantike Historiker Orosius scheint davon überzeugt zu sein, dass das Verschwinden kriegerischer Frauen als Argument für die Überlegenheit des christlichen Zeitalters über das heidnische herangezogen werden könne. Aber auch andere Fragen bieten sich an: Wie verhält sich die Zuordnung der Bereiche „Mann=Militär, Frau=Frieden“ bei den christlichen Kaiserinnen? Welcher Bewertung werden kämpfende Frauen und Göttinnen im Christentum unterzogen?