(Prof. Dr. Ludger Körntgen)
Beter oder Krieger? Das Herrscherbild in der ottonisch-salischen Historiographie und Ikonographie
Das Herrscherbild des Kaisers Heinrichs II. (1002–14) im Regensburger Sakramentar benützt eine byzantinische Vorlage, deren konkrete militärische Komponenten, Rüstung und Waffen des Kaisers, in der ottonischen Umsetzung spiritualisiert bzw. ganz weggelassen werden. Das ist umso auffälliger, als die persönliche Leitung von Kriegszügen durch den Herrscher in der frühmittelalterlichen Tradition des Westens selbstverständlich war, während in Byzanz zumeist Feldherren diese Aufgabe übernahmen, bis in der Zeit der Komnenen spätantike Vorstellungen vom Herrscher als persönlich agierenden Feldherrn erneuert wurden. Der vergleichende Blick nach Byzanz lässt deshalb erkennen, dass die weitgehende Abwesenheit militärischer Elemente in der ottonisch-salischen Herrscherikonographie einer vertieften Erklärung bedarf. Dazu ist es notwendig, den Stellenwert von militärischen und religiös-frommen Momenten in der Herrscherdarstellung der Ikonographie und der Historiographie der ottonisch-salischen Zeit vertieft zu analysieren und mit dem militärischen Agieren der Herrscher abzugleichen
Die überwundenen Herren. Der Umgang mit besiegten byzantinischen Kriegern und Kriegsgefangenen in Italien von der spätlangobardischen Zeit bis zum Abschluss der normannischen Eroberungen
Trotz der intensivierten Forschungen zum Krieg im Mittelalter ist der Umgang mit Gefangenen bisher nur punktuell untersucht worden. Das Dissertationsprojekt fragt, inwieweit der Umgang spätlangobardischer und normannischer Gegner mit besiegten und/oder gefangenen Byzantinern in Italien Erfahrungen mit und Wahrnehmungen von Byzanz spiegelt. Quellengrundlage bildet die zeitgenössische italische oder normannische Historiographie von Liudprand bis Wilhelm von Apulien. Zum Vergleich sind Studien zur Kriegführung bei Basileios II. und den Normannen in der Normandie und England heranzuziehen.