Mittelalterliche Geschichte (Prof. Dr. Jörg Rogge)

Vorschlag a) Aus Liebe zum Herrscher und für die eigene Ehre. Ansprachen vor Schlachten auf den britischen Inseln, Frankreich und im römisch-deutschen Reich (und Byzanz) im späten Mittelalter 

Es wird ein Aspekt der Kriegsrituale aufgegriffen, der bisher nicht systematisch erforscht wurde. Auf der Grundlage einer Sammlung ausgewählter spätmittelalterlicher Schlachtenansprachen auf den britischen Inseln, in Frankreich und im römisch-deutschen Reich soll dieses Ritual in verschiedenen Hinsichten untersucht werden, z.B. a) auf topische Elemente, b) mögliche kulturelle Differenzen, c) die Entwicklung über die Zeit, d) die Abhängigkeit des Inhaltes dieser Ansprachen vom Autor, e) ihre tatsächliche Aufführung. Byzantinische Schlachtenansprachen wie sie von Konstantin VII., bei Theophylaktos Simokattes, Niketas Choniates und Johannes Kantakouzenos überliefert sind, sollen vergleichend herangezogen werden.

 

Vorschlag b) Nach dem Sieg – oder was folgt auf den militärischen Erfolg? 

Bisher ist die Praxis spätmittelalterlicher militärischer Besatzung und der Installation von militärischen und/oder zivilen Verwaltungen im spätmittelalterlichen Europa vor allem an Fallbeispielen untersucht worden (etwa Schottland nach 1296, Normandie nach 1417). Zu fragen ist etwa wie die Sieger versucht haben, die Loyalität oder wenigstens die passive Zustimmung für ihre Herrschaft zu gewinnen: Verwaltung, Berücksichtigung von einheimischen Eliten bei der Ämtervergabe, Beschwerdemöglichkeiten bei Übergriffen der Besatzer etc. In der Arbeit soll ein systematischer und vergleichender Ansatz gewählt werden, mit dem verschiedene weitere Beispiele aus dem späten Mittelalter untersucht werden können. Gegebenenfalls könnten auch vergleichbare Situationen aus dem byzantinischen Herrschaftsbereich einbezogen werden

 

Vorschlag c) Kriegskultur im spätmittelalterlichen Schottland

Der (militärische) Konflikt zwischen Schottland und England von ca. 1300 bis 1500 hatte erheblichen Einfluss auf die politische und gesellschaftliche Entwicklung in den beiden Königreichen; aber vor allem auch in den Grenzregionen. Die Forschung in den vergangenen 30 Jahren hat sich vor allem auf die militärischen Aspekte (Schlachten, Logistik, Kriegsziele) der Auseinandersetzung und die Rolle bzw. Bedeutung der militärischen Führer (Könige, Befehlshaber) konzentriert.

Es gilt jedoch noch zu untersuchen, wie z.B. die Kampfhandlungen, die Phasen der Waffenstillstände und die damit verbundenen Rituale von den schottischen zeitgenössischen Beobachtern wahrgenommen und bewerte wurden. Indem die Narrative untersucht werden, mit denen diese Wahrnehmungen und Wertungen verschriftlicht wurden, soll geklärt werden, welche Elemente die schottische Kriegskultur konstituiert haben. Zweitens soll der Wandel dieser Kultur für den Zeitraum der Herrschaft von König Robert II bis James IV (1371 – 1513) untersucht werden.