Osteuropäische Geschichte (Prof. Dr. Jan Kusber)
Vorschlag a) Nach dem Sieg. Praktiken des Umgangs mit nichtorthodoxen Untertanen im Moskau der frühen Neuzeit (16./17. Jhs.)
Das frühneuzeitliche Moskauer Reich stilisierte sich in den Erzählungen seiner Siege als rechtgläubiges Imperium, das seinen neuen Untertanen Integration durch Orthodoxie anbot – dies galt sowohl für christliche, wie nichtchristliche Besiegte. Wie sah dies in der Praxis nach der Eroberung von Astrachan und Kazan sowie im Livländischen Krieg während des 16. Jhs. sowie gegenüber den neuen ukrainischen Territorien im 17. Jh. aus? Die Studie fragt im synchronen und asynchronen Vergleich nach den Praktiken von Autokratie, Administration und orthodoxem Klerus.
Vorschlag b) Bollwerke der Orthodoxie: Wehrklöster und Kreml’anlagen in erzählenden Quellen in Mittelalter und Früher Neuzeit
Gerade jenen Zeiten der Geschichte Russlands, die in den erzählenden Quellen von der Tatarenherrschaft, schließlich von „ungläubiger“ Bedrohung aus Westen gekennzeichnet war, kamen Wehrklöstern und Kreml’anlagen, die nie ohne Kirche und/oder Kloster auskamen, als Schutzräumen der Rechtgläubigkeit zu. Die Dissertation will die Bedeutung, die diesen Schutzräumen in Chroniken, Viten, für die Frühe Neuzeit aber auch in Reiseberichten zugeschrieben wird, nachgehen. Beispiele könnten sein: Die Belagerung Moskaus (1382), die Besetzung des Moskauer Kreml’s (1612/13); die Auseinandersetzungen um den Smolensker Kreml’ im 16. und 17. Jh. oder das Solovki-Kloster als Ort der Zuflucht.